Duitse evacués in Vught 1944/1945


Birgden

 

Anton Josef Wäckers

 

Zu dem jüngeren Priestern im Lager Vught gehört auch Domvikar Anton Josef Wäckers aus Aachen. Der 1913 in Krefeld geborene Priester war nach seiner Priesterweihe 1938 in Aachen zunächst als Kaplan an St. Jakob in Aachen eingesetzt, bevor er ein halbes Jahrhundert lang verantwortungsvolle Tätigkeiten in der Bistumsverwaltung übernahm.

Er war als Bistumssekretär und später als Personalchef und zum Schluss von 1968 bis 1979 als Generalvikar im Bistum Aachen tätig. Mit seiner Tätigkeit als Ordensreferent beendete er 1991 seine aktive seelsorgerische Tätigkeit und lebte fortan in der Abtei der Benedikterinnen in Kempen (Niederrhein). Auf dem dortigen Klosterfriedhof hat er nach seinem Tod 2007 seine letzte Ruhestätte gefunden.

Als junger Priester erlebte er die völlige Zerstörung des Aachener Generalvikariats bei einem verheerenden Bombenangriff Ostern 1944, was den Bischof dazu bewog die Verwaltung des Bistums in das damalige Missionshaus der Steyler Missionare Loherhof nach Geilenkirchen zu verlegen. Wie er von dort zur leidgeprüften Bevölkerung des Selfkants aufnahm und schliesslich im Lager Vught interniert wurde, das ist seiner im Jahre 1995 veröffentlichten Biographie zu entnehmen. die ich mit freundlicher Genehmigung der Schwägerin des Verstorbenen auszugsweise wiedergebe.  (Willi Goertz, Erlebt und unvergessen 2014 p.172).

Ich habe nach dem Verlust meiner Wohnung am 11.April 1944 vorgezogen in die leerstehende Wohnung meines zum Militär eingezogenen Freundes Dr. Karl Delahaye in Birgden einzuziehen. Von dort fuhr ich frühmorgens mit dem Fahrrad nach Geilenkirchen, wo ich in der Klosterkapelle der Ursulinen die heilige Messe zelebrierte.
Ab September 1944 sassen wir in Geilenkirchen auf verlorenem Posten. Der Generalvikar riet Mitte des Monats allen seinen Mitarbeitern sich zu zerstreuen und den Ausgang des Krieges abzuwarten. Er selbst wollte zich in das Haus Overbach der Oblaten des hl. Franz von Sales in Barmen bei Jülich begeben. Ich sagte ihm, dass ich in meine Unterkunft in Birgden zurückkehren und auf jeden Fall dort mit der Bevölkerung ausharren wolle. Als wir uns verabschiedeten, waren wir beide der Ansicht, dass der Durchbruch der Alliierten nicht gebremst werde können und das die Trennung nur von kurzer Dauer sein werde.

Es kam leider anders. In der Zwischenzeit erlebte ich den Stillstand der Offensive bei einer Frontlinie, die mitten durch das Dorf Birgden lief, und die Internierung im früheren deutschen KZ Vught bei 's-Hertogenbosch zusammen mit etwa 6000 Bewohnern des Grenzlands, des sogenannten Selfkants. Sie dauerte vom 15.November 1944 bis zum 21.Mai 1945, für einige Internierte, vor allem die an Typhus erkrankten, noch Wochen später.
Bis zum Kriegsende galten wir gewissermassen als Geiseln in alliierter Hand zur Beschwichtigung der niederländischen Bevölkerung, die unter den Folgen des Krieges sehr gelitten hatte.

 

De laatste dagen in Vught en de terugkeer naar Aachen

In het in 1995 verschenen boek 'Erlebte und gelebte Kirche von Aachen' schrijft Anton Josef Wäckers over de laatste dagen in Vught en de terugkeer naar Duitsland het volgende: Der Samstag vor dem Pfingstfest, es war der 19.Mai 1945, brachte für die deutschen Internierten im Lager vught die erlösende Botschaft, dass am Pfingstmontag der Rücktransport nach Deutschland beginnen sollte. Einige Vorbereitungen der Lagerleitung in den vorausgehenden Wochen hattem die Hoffnung auf Entlassung genährt. Doch wer vertraute nach einem halben Jahr solchen Anzeichen und Gerüchten? Die mit uns internierten Franziskanerinnen von der Hl. Familie, die ihre holländischen Filialen hatten verlassen müssen, waren der festen Überzeugung, dass Pfingsten die Befreiung käme. Sie hatten eine Gebetsnovene begonnen, die an diesem Fest endete. Ansgesichts meines rapiden Kräfteverfalls, der nach dem dritten Ruhranfall im Lager eingetreten war, konnte nach ihrer gläubigen Überzeugung nur noch Hilfe von Gott kommen, wenn ich lebend nach Aachen zurückkehren sollte. Ihr Gebet hat geholfen. Am Pfingstmontag, dem 21.Mai, ging wirklich der erste Transport nach Aachen ab.

Wir wurden in Güterwagen verladen. Mehr als zwölf Stunden dauerte die Fahrt bis zum Aachener Westbahnhof. Auf einem Abstellgleis verbrachten wir die Nacht. Niemand durfte den Waggon verlassen. Am Morgen des 22.Mai erschienen deutsche Hilfspolizisten. Sie lösten die Englischen Soldaten ab. Diese waren gewiss zu unserer Bewachung, aber noch mehr zu unserem Schutz dem Transport zugeordnet. Durch die Festen Guterwagen waren wir gegen die Steinwürfe geschützt, die uns, den verhassten Deutschen, hie und da bei der langsamen Durchfahrt durch belgische und niederländische Ortschaften galten. Wir hatten Verständnis für diese Reaktion der Bevölkerung. Auf der langen Fahrt konnten wir durch die handbreit geöffnete Waggontüre sehen, welch unvorstelbare Zerstörungen an Strassen, Kanalbrücken und Schienensträngen die deutschen Sprengkommandos beim Rückzug abgerichtet hatten. Weil der Zug weite Streckenabschnitte nur im Schrittempo zurücklegte, benötigte er die überlange Fahrzeit nach Aachen.

Die Gruppe der deutschen Hilfspolizisten galt für uns als Zeichen für ein halbwegs normales Leben im zerstörten Aachen. Deren Hilfsbereitschaft war gross. Auf Lastwagen verladen, wurden wir durch die westlichen Stadtgebiete zum Preusweg gefahren. Das dortige Kloster der Elisabethinnen war als Auffangslager beschlagnahmt. Die ausgeräumte Kapelle war der grosse Sammelraum für die neuankommenden. Dann begann die Registrierung. Ich erhielt eine Nummer um 20.000. Das war also der Bevölkerungsstand in der zu 60 Prozent zerstörten Stadt. Wer von den Neuankommenden eine Unterkunft angeben konnte, durfte das Auffangslager verlassen...

Der Bischof hatte durch niederländische Mitbürger, die bereits Monate vor unserer Rückkeher aus der Internierung entlassen worden waren, erfahren, dass ich im Lager Vught sei. Seine Bemühungen bei der Militärregierung, mich frei zu bekommen, um bei der Wiederaufnahme der Diözesanverwaltung zu helfen, waren ohne Erfolg geblieben.